Architektonische Choreographien zu einem Obsthof am Rhein
Masterarbeit von Elisa Sophia Braun und Vanessa Markus 

Seit einem BesitzerInnenwechsel vor zwei Jahren verändert sich der landwirtschaftliche Hof und wird zum aufgeschlossenen Ort: Während der Hof ehemals durch eine Familie mit einer Streuobstwiese bepflanzt, beackert und gepflegt wurde, öffnet er sich heute mit neuen Mietenden einer Vielzahl von Menschen, die den Ort pflegen und verändern. Eine der Autorinnen dieser Arbeit Elisa Sophia Braun ist zugleich Besitzerin des Hofes.

Am Beispiel des Hofes möchten wir illustrieren, dass Architektur in Abhängigkeit zu ihren Nutzenden gedacht und den Herausforderungen unserer Zeit über ,Low-Tech‘ Prinzipien begegnet werden kann. Wir möchten vorhandene Initiativen und Methoden der Nutzenden darstellen und aufgreifen und somit auch dezentralen Lösungsansätzen Raum und Ausdruck verleihen. Den Erhalt kleiner (Bio-)Höfe, die eine lokale Produktion und Vertrieb anbieten, erachten wir hierfür als wesentlichen Beitrag in der heute größtenteils industrialisierten Landwirtschaft. Traditionelles Wissen über den Obstbau auf Streuobstwiesen wird von uns aufgegriffen, künstlerisch übersetzt und mit unserem Entwurf verwoben.

 

Mit dem Gedanken, den Obsthof nicht nur als einen landwirtschaftlichen, sondern auch als einen Ort der Bildung zu gestalten, soll er zudem ein Experimentierfeld werden, der Raum für Austausch um nachhaltiges Wissen und Handeln bietet. Das Credo der neuen Mietenden ist vor allem eines: nicht nur reden und denken, sondern die Mitwelt aktiv gestalten und Ideen in die Tat übertragen. Diese Arbeit hat somit das Potenzial, zumindest in Teilen in Realität umgesetzt zu werden.

 

KAPITEL UND AUFBAU

Die vorliegende Arbeit gliedert sich in zwei Teile: Analyse und Entwurf, die wiederum Unterkapitel enthalten. Die Aufteilung der Analyse orientiert sich an den Begriffen des Titels unserer Arbeit: ,Ein Obsthof am Rhein’, ,The Common’, ,The Orchard’ und unsere Auffassung von ,Architektonischen Choreographien’ werden in einzelnen Unterkapiteln vorgestellt und erläutert. Die Analyse dient einem umfassenden Verständnis, auf welche Art der Ort geprägt wird – über seine Geschichte, aber auch seine aktuelle Entwicklung zu einem gemeinschaftlichen Ort des ,commonings’, sowie durch den Rhythmus seiner landwirtschaftlichen Tätigkeiten.

Im letzten Kapitel wenden wir die zuvor dargelegte These auf den Obsthof an und entwickeln daraus einen Entwurf. Der Ausbau eines Hofgebäudes, sowie eine Intervention in der alten Streuobstwiese greifen zuvor analysierte Themenfelder auf und sollen (weitere) Impulsgeberinnen für Transformation an diesem Ort sein.

VORGEHEN DER ARBEIT

Für die Arbeit besuchten wir den Hof mehrfach, recherchierten im Archiv Gernsheim, führten Interviews mit den Vorbesitzenden, den neuen Mietenden des Hofes, sowie ExpertInnen und ergänzten vorhandene Grundlagenpläne um eigene Vermessungsarbeiten. Recherchen zu den Themen ,Commons’ sowie die Auseinandersetzung mit traditionellem Wissen um Streuobstwiesen und der Kunstform der Choreographie, gaben uns letztlich entscheidende Impulse für die Entwicklung des Entwurfs.

 

 

 

 

 

 

Die Master-Thesis wurde betreut von Prof. Jan Kampshoff (Erstgutachter) und Prof. Eike Roswag-Klinge (Zweitgutachter).