Auf Wiedersehen Utopia
Zurück in die Stadt der Zukunft
Ein Design, Build & Debate Projekt
von und mit Studierenden der TU Berlin.
Neue Wohnformen, serielles Bauen und die Bezahlbarkeit von Wohnen: Diese Fragestellungen scheinen ganz aktuell – und wurden doch auch in der Vergangenheit gestellt und bearbeitet.
Die „Neue Stadt Wulfen“ – heute „Wulfen-Barkenberg“ – gilt als exemplarisches und kontrovers diskutiertes Paradebeispiel einer Planstadt aus den 1960er Jahren. Die futuristisch anmutenden Stadtplanung mit strikter Trennung von Straßen und Fußgängerbereich und die Experimentalbauten Finnstadt, Metastadt und Habiflex berichten vom Experimentiergeist dieser Zeit. Die junge und aber auch sehr wechselhafte Geschichte der Stadt spiegelt sich auch in der Entwicklung der Pionierbauten wider: Während die Finnstadt eine andauernde Erfolgsgeschichte schreibt, wurde die Metastadt bereits 12 Jahre nach Fertigstellung wegen konstruktiver Mängel abgerissen. Als unbewohnbar erklärt steht das Habiflex seit Jahren leer und hat eine ungewisse Zukunft.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten scheint eine Wiedervorlage, Neueinordnung und Sichtbarmachung der Geschichte der „Neuen Stadt Wulfen“ und ihrer Modellprojekte sinnvoll, wenn nicht gar überfällig. Was lernen wir vom Erfolg, aber auch vom Scheitern der Experimente diese Zeit? Welche Relevanz haben diese Projekte für den aktuellen Diskurs? Das Programm „Auf Wiedersehen Utopia. Zurück in die Stadt der Zukunft“ lenkte den Blick auf diese Fragen und eröffnete die Möglichkeit, gemeinsam mit Anwohnerinnen und Anwohnern über positive Zukunftsperspektiven zu diskutieren. Durch die Wertschätzung und Neubewertung des baulichen Erbes entstanden skizzenhaft Perspektiven für eine neue, positive Wahrnehmung des Stadtteils. Neben dem gebauten materiellen Erbe war dabei auch das immaterielle Erbe in Form von Theorien, Konzepten und Utopien eine wertvolle Basis. Die Besonderheit des Projekts lag in der Verknüpfung einer baulichen Intervention mit einer intensiven Programmierung. Mitten in der „Stadt Wulfen“ bauten dafür Studierende der TU Berlin einen Vermittlungspavillon. In Sichtweite zu den Modellprojekten Finnstadt und Habiflex diente der Experimentalbau eine Woche lang als Veranstaltungsort und als Ausgangspunkt für Expeditionen in die alte „Neue Stadt“.
Der Entwurf des Pavillons entstand in einem kooperativen Entwurfsprozess an der TU-Berlin. Nach einer intensiven Analyse ausgewählter Referenzprojekte der 60-70er Jahre und Recherchen vor Ort entwarfen die Studierenden eine Struktur, die sich vermittelnd auf ihr bauliches Umfeld und den theoretischen Kontext der Entstehungszeit der „Neuen Stadt Wulfen“ beziehen sollte. Themen wie Flexibilität, Elementierung und die Prämissen für die Entwicklung von Megastrukturen standen im Fokus der Entwurfsarbeit. Die Umsetzung geschah als Selbstbau vor Ort in einem kollektiven Bauprozess der Studierenden vor den Augen der Anwohner.
Neben dem Aufbau des Pavillons vor Ort, der bereits viel Aufmerksamkeit erzeugte, luden zahlreiche Programmpunkte Laien und Fachleute ein, das Projekt zu erleben. Es ging es um die Liebe zu „Baumonstern“, die Neuentdeckung des Brutalismus unter der Überschrift „SOS Brutalismus“, aber auch um die aktuelle Diskussionen um erschwinglichen Wohnraum. Die für das Projekt entwickelte Klanginstallation „NEUE STADT WULFEN – …wo fing das an?“ war täglich im Pavillon zu hören. Dafür collagierte die Autorin Lisa Danulat Texte und Interviews zur Entstehungsgeschichte der Stadt, die als Hörspiel von den Studierenden eingesprochen wurden.
„NEUE STADT WULFEN – …wo fing das an?“
von Lisa Danulat und Michael Graessner gesprochen vom Team Utopia
Als Lehrprojekt an der TU-Berlin bot es den Studierenden die Möglichkeit der Auseinandersetzung mit jüngster Baugeschichte: Live und vor Ort im Gespräch mit Zeitzeugen und Bewohnern.
Team Utopia
Jonas Brodzinski, Anna Büchsel, Martyna Kaczorowska, Lukas Kleiter, Stefanie Lennartz, Thorsten Rothmann, Janis Kaisinger, Ayse Dila Ünlü
Ein Projekt im Rahmen von
Big Beautiful Buildings
Als die Zukunft gebaut wurde
mit freundlicher Unterstützung von
B+G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH
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