Nutzungsstrategien für eine urbane Hochgarage: Masterthesis von Paul Porath und Felix Hahn
Der steigende Nutzungsdruck auf den urbanen Raum macht deutlich; es herrscht Platzknappheit. Gleichzeitig stehen Parkhäuser in bester Innenstadtlage leer. Gedacht zum Bündeln und Entzerren des Straßenraumes, verkörpern sie heute ein Relikt einer autogerechten Stadtplanung und stehen im Zusammenhang mit der Mobilitätswende für einen obsolet werdenden Bautypus. Hier setzen wir mit unserem Entwurf an. Aus einem Gebäude eines Bautypus ohne Zukunft wird ein Ort, der zirkuläres Wirtschaften, nachhaltiges Arbeiten, Wohnen und Leben verbindet. Aus einem Ende wird ein Anfang.
Das Parkhaus befindet sich im Berliner Bezirk Wilmersdorf, südwestlich vom Preußenpark – oder Thaipark. Es bildet den Übergang zwischen Wohnvierteln in gründerzeitlicher typischer Berliner Blockrandbebauung und einer Einfamilienhaussiedlung kombiniert mit Standorten der Industrie und Verwaltung. Anstatt ein Scharnier zwischen diesen sehr unterschiedlichen Räumen zu sein, trennt das Objekt diese voneinander. Hybride Nutzungen wie Wohnen, Freizeitgestaltung und kreislaufgerechtes Wirtschaften sollen dem entgegenwirken.
In den oberen Geschossen entsteht neuer Wohnraum mit unterschiedlichen Grundrisskonzepten wie Single, Zwei-Personen Haushalte und größere Familien oder WGs sowie Clusterwohnen. Da sich der Bautypus aufgrund seiner Tiefe und Gesamtfläche explizit für den Umbau zu einem Lager für Bauteile eignet, möchten wir unterhalb der Wohneinheiten eine Sockelzone, bestehend aus UG, EG und 1.OG, ausbilden, in der ein Bauteildepot in Kombination mit Werk- und Zertifizierungsstätten entsteht – ein Ort der urbanen Produktion. Ergänzt werden die bisherigen Nutzungen unter anderem durch die ehemalige Tankstelle, welche in eine Mensa für den Kiez und die Nutzer:innen des Hauses umgewandelt wird und den Ort für die Öffentlichkeit öffnet. Die große Terrasse darüber fungiert als Treffpunkt, an dem unter anderem verschiedenen sportlichen Aktivitäten wie Tischtennis und Basketball nachgegangen werden kann.
Um den Kreislaufgedanken des Gebäudes zu komplettieren, erfolgt der Materialbezug maßgeblich aus dem umzubauenden Objekt. Das Gebäude dient als Materiallager für sich selbst, es ist seine eigene Ressource. Bestehende Bodenplatten sowie das Wellblech des Daches werden so zu Fassadenelementen-, Unterzüge und Stützen zu Ziegeln für neu gesetzte Wände zerschnitten. Der Charakter des Gebäudes wird erhalten und ehrlich gezeigt, der Materialverbrauch gleichzeitig auf ein Minimum reduziert.
Die Master-Thesis wurde von Prof. Jan Kampshoff (Erstgutachter) und Frank Schönert (Zweitgutachter) betreut.