Eine Analyse der Potentiale und Defizite, der Erhalt und die Transformation des Systembaubestandes der DDR am Beispiel eines ehemaligen Verwaltungsgebäudes in Magdeburg Stadtfeld: Masterthesis von Friederike Rau
Der Bestand wurde 1980 auf dem Gelände der MAW (Magdeburger Armaturen Werke) als monofunktionales Verwaltungsgebäude errichtet. Dabei kamen systematisierte Bautechniken aus DDR- Zeiten zum Einsatz. Das System VGS (Vereinheitlichter Geschossbau) bildet das Tragwerk, die Blankenburger Fassade gibt dem Gebäude seine ikonische Erscheinung. Beide Systeme waren in der DDR weit verbreitet und viele Gebäude dieser Art werden bis heute genutzt. Der Bau in Stadtfeld hingegen steht seit fast 20 Jahren leer. Das MAW-Areal befindet sich an der Schnittstelle zweier gründerzeitlich gewachsener Stadtteile, die sich aufgrund ihrer Dichte und Durchmischung großer Beliebtheit erfreuen. Die Transformation dieses Geländes könnte zu einem neuen urbanen Quartier führen, das die ungenutzten Gebäude mit zeitgemäßen Nutzungen füllt.
Durch die Strategien Erweiterung und Umnutzung transformiert und reaktiviert der Entwurf den bereits aufgegebenen Bestand. Die Absicht ist eine Wiederaufnahme der Nutzung und eine Neubewertung durch angemessene Interventionen, die zu einer neuen qualitativen und urban durchmischten Dichte führen soll. Fragmente der Bestandsstruktur, wie etwa die auffällige Fassade, sollen teilweise erhalten bleiben und geben damit einen klaren Hinweis auf deren Entstehungszeit.
Das leistungsfähige Stahlbetonskelett bietet die strukturelle Grundlage für eine Neuprogrammierung. Statt monofunktionaler Büronutzung soll ein durchmischtes Gebäude heutigen Anforderungen begegnen. Diese Durchmischung setzt sich zusammen aus einem großen Anteil an Wohnfläche, gemeinschaftlich genutzten Bereichen für die Bewohner:innen sowie öffentlichen Nutzungen wie etwa einer Bäckerei, einer physiotherapeutischen Praxis, einem großzügigen Co-Workingbereich, einem Kinderladen und einer großzügigen Mehrzweckfläche.
Die Entwicklung des Gebäudes soll dabei in Phasen erfolgen. Zunächst wird es im Rahmen eines Opening-Events reaktiviert. Zeitgleich soll die Entwicklung des Projekts in die Hand einer lokalen Genossenschaft gegeben werden. Sie wird Moderatorin des Prozess und besitzt die nötige Erfahrung und Ortskenntnis. Anschließend folgt der tatsächliche Umbau des Gebäudes. Die bestehenden Ausbauwände werden durch verbindungsmittelarme und rückbaubare Ausbauten ersetzt. Dies ermöglicht alternative Ausbauvarianten und legt so den Fokus auf den gesamten Lebenszyklus. Der Entwurf soll die bisher realisierte Monofunktionalität in Frage stellen und den Skelettbau zu einem neuen zeitgemäßen und robusten Gebäudetypus transformieren, der auf zukünftige Anforderungen reagieren kann.
Die Master-Thesis wurde von Prof. Jan Kampshoff (Erstgutachter) und Prof. Jacob van Rijs (Zweitgutachter) betreut.